Erster Tag, erstes Panel im HKW. Zum Thema „Action between Art, Industry and Policy“ finden sich Bernd Wiemann, seines Zeichens Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Vodaphone Germany, der Künstler Hermann Josef Hack und mit kleiner Verspätung Staatssekretär Michael Müller im großen Saal ein. Etwas schwerfälliger Beginn, Vorstellungsrunde, ein bisschen Allgemeines zum Verhältnis zwischen den Eckpunkten Kunst, Wirtschaft und Politik, die gemeinsam das Feld aufspannen, auf dem die Antworten zu suchen sind – Antworten auf die bereits im Ankündigungstext gestellten Fragen nach Ethik, Fortschritt und Kommunikationskonzepten für eine ungewisse, aber durchaus bedrohliche Zukunft. Stichworte: Klimawandel, Wirtschaftseinbruch, Weltarmut,…
Über die Bedrohlichkeit und darüber, dass es gemeinsamen und koordinierten Anstrengungen bedarf, sich dieser zu stellen, sind sich die Teilnehmer einig und im jeweiligen Aufgabenbereich findet jeder auch eigene Worte dieser Dringlichkeit entgegen zu kommen. Bei Hack liest man auf einem seiner, vor dem Brandenburger Tor aufgestellten Miniaturzelte von „social coolness against global warming“, Wiemann spricht von Nachhaltigkeit als Entwicklungsprinzip und der Notwendigkeit eines Bewusstseins für Ethik und stellt diesen Anspruch an alle Bereiche wissenschaftlicher, industrieller, politischer und künstlerischer Forschung. Michael Müller, der sich seit den Achtzigerjahren dem Thema der Nachhaltigkeit in zahlreichen Vorträgen und Publikationen gewidmet hat (nachzulesen auf seiner website), bringt das Problem am Beispiel der Kohlendioxid-Emissionen auf den Punkt: Ab dem Zeitpunkt, an dem sich die CO2-Konzentration der Erdatmosphäre auf den Grenzwert von 450ppm (0,45 Promille aller Luftmoleküle) eingependelt hat ist eine Klimaerwärmung von 2°C nicht mehr zu verhindern – auch wenn sich diese erst Jahre später einstellen wird. Es geht also darum, einer berechneten Entwicklung vorzubeugen, deren Ausmaße sich unserem Bewusstsein zum momentanen Zeitpunkt noch entziehen. Und welche Verbindung öffentlich tätiger Bereiche wäre besser zur Schärfung dieses Bewusstseins geeignet als die von Kunst, Politik und Industrie?!
Neuen Medien und aktueller Technologie wird in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle zugestanden. Nicht nur als Informationsquelle, auch als Ermöglicher neuartiger Erfahrungen (Wiemann erwähnt das mit artcircolo entstandene Projekt „calling the glacier“) stehen diese im Dienst „für ein anderes kulturelles, wirtschaftliches, industrielles Verständnis, das globale Zusammenhänge berücksichtigt und in den Prozess der Ideenfindung integriert“ (Müller). Weiters fördert der Zugang zu neuen Medien die individuelle Verantwortung, die laut Wiemann mit einer gemeinschaftlichen Rationalität einhergehen sollte. (Mein Handy kennt meinen Energieverbrauch und berechnet auf Knopfdruck meinen persönlichen Beitrag zum CO2-Ausstoß…)
Wird nun mit local in „think local – act global“ entgültig das Individuum adressiert? Es drängt sich auf, was bereits der alte Luhmann gesagt hat: „Die Vergangenheit ist in jedem Falle unabänderlich und die Zukunft in jedem Falle unbekannt“. Die Zeit des Handelns ist auf jeden Fall jetzt.
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